Welche Folgen eine Operation im Mutterleib bei einem Blasenausgangsverschluss für das ungeborene Kind haben kann sowie die Darstellung des Krankheitsbildes des Säuglings ohne operativen Eingriff wurden unter anderem in der PLUTO-Studie festgelegt.
Ihren Standpunkt in Bezug auf das Krankheitsbild und die mögliche Behandlung der infravesikalen Obstruktion, die während der Schwangerschaft festgestellt wird, äußert Frau Dr. med. Annette Reuss von der Praxis Central in Essen in einem Leserbrief zur PLUTO-Studie. Die PLUTO-Studie befasst sich mit dem Langzeiteffekt der intrauterinen Operation bei einem vorliegenden Harnwegsverschluss (infravesikale Obstruktion), zur Vermeidung von Lungenhypoplasie und Niereninsuffizienz. Die Studie wurde vorzeitig eingestellt.
Infravesikale Obstruktion
Bei der infravesikalen Obstruktion handelt es sich um einen Blasenausgangsverschluss. Weil das Ungeborene die Blase nicht enleeren kann, kommt es zu einer starken Verringerung und danach sogar zu einer kompletten Abwesentheit der Fruchtwassermenge. Das Vorliegen einer normalen Fruchtwassermenge ist im zweiten Teil der Schwangerschaft wichtig, damit die Lungenentwicklung des Fötus normal verläuft. Fehlt das Fruchtwasser, entwickeln sich die Lungen nicht zu ihrer normalen Größe und man spricht von einer Lungenunterentwicklung, der sogenannten Lungenhypoplasie. Durch diese Fehlentwicklung versterben die meisten Säuglinge nach der Geburt. Da diese Fehlbildung bereits während der Schwangerschaft festgestellt werden kann, wurden weltweit intrauterine Eingriffe (Eingriff am ungeborenen Kind innerhalb der Gebärmutter) in diesem Zusammenhang durchgeführt. Diese Operation wird als “intrauterines Shunting” bezeichnet, wobei ein kleiner Schlauch (sog. Pigtailkatheter oder Shunt) in die Harnblase eingesetzt wird. Der Urin fließt dann durch den Katheter in die Fruchtblase ab. So wird versucht, die Fruchtwassermenge wieder zu normalisieren und die Folgen für die Lungen- und Nierenentwicklung einzugrenzen. Allerdings profitieren nicht alle betroffenen Kinder von dieser Operation. Gleichzeitig bestehende und teilweise nicht heilbare Grunderkrankungen, technische Probleme bei der Operation und der vorzeitige Blasensprung sind mögliche komplizierende Faktoren. Im Rahmen dieser Eingriffe wurde die sogenannte PLUTO-Studie durchgeführt.
Die Folgen Lungenhypoplasie und Nierenschädigung
Das erste Ziel bei dieser Studie für das Eingreifen noch vor der Geburt war, dass die durchführenden Ärzte durch das Vorbeugen der Lungenhypoplasie eine geringere Sterberate der Kinder bei der Geburt erwarteten. Als zweites Ziel sollte klar werden, ob die Nierenschädigung durch den Eingriff ebenfalls verringert wird. Eltern und Ärzte hofften auch hier auf eine begünstigende Wirkung.
Die Resultate zeigen, dass sich durch den Eingriff die Lunge normal entwickelt und das Kind nicht nach der Geburt an einer Fehlentwicklung der Lunge stirbt. Jedoch kommt es zu keiner Verbesserung der Nierenfunktion. Resultierend daraus ist die Nierenfunktion dieser jetzt überlebenden Neugeborenen von früh an gestört und eine frühe Dialyse und spätere Nierentransplantation wird notwendig.
Wurden die Eltern bei der Diagnosestellung umfassend, auch über die vorgenannten möglichen Folgen, aufgeklärt, haben sich immer mehr Eltern gegen die Operation im Mutterleib und daraus resultierend entweder für einen Schwangerschaftsabbruch oder das Austragen der Schwangerschaft, ohne operativen Eingriff, entschieden. Frau Dr. Annette Reuss stellt fest, dass das Abbrechen der PLUTO-Studie verdeutlicht, dass die einzig sinnvolle Intervention bei einer fetalen infravesikalen Obstruktion der Schwangerschaftsabbruch ist. Die Nierenfunktion kann durch eine Shunt-Behandlung vor der Geburt nicht gerettet oder verbessert werden.
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