Unglücklich im Job zu sein kann daran liegen, dass wir uns selbst Stress machen. Zum Beispiel mit To-do Listen. Was wir uns vornehmen, ist nicht zu schaffen!
Unglücklich im Job zu sein kann daran liegen, dass wir uns selbst Stress machen. Zum Beispiel mit To-do Listen. Wir planen die kommende Woche. Termine, Reisen, Erledigungen, Anrufe, Abgabetermine, Nachfassen etc. Vergleicht man die laut Kalender zur Verfügung stehende Zeit mit der Liste wird schnell klar: Was wir uns vornehmen, ist nicht zu schaffen!
Warum To-do-Listen unglücklich im Job machen können
1. Wir nehmen uns unrealistisch viel vor
Unsere Ansprüche und Erwartungen an uns wachsen ins Uferlose, ohne dass wir es bemerken.
2. Wir glauben daran, einmal alles geschafft zu haben
Dieses Denken stammt aus der analogen Welt. Heute gibt es keinen anhaltenden “alles erledigt”-Zustand mehr.
3. Das Gehirn merkt sich am liebsten Unerledigtes
Es kann zur regelrechten Pein geraten, wenn uns abends ständig präsent ist, was offen oder unerledigt blieb. Das ist der sogenannte Zeigarnik-Effekt.
4. Wir verlieren den Bezug zum Sinn unseres Tuns
Sinn stellt die Verbindung zu einem größeren Ganzen her und hält uns gesund. Sinnfragen setzen Zeit und Muße zum Nachdenken voraus. Das Denken und Fühlen wird auf andere Zusammenhänge als rein statistische ausgerichtet.
5.Kurzfristiger Erfolg ist ein falscher Freund
Auf der Ebene der Immunzellen wirkt das kurzfristige Glück des Streichens einer Aufgabe nicht Stress abbauend. Nur das Glück, was mit einem Sinn im Tun verbunden ist.
6. Wir generieren negativen Stress
Ohne Stress wäre vieles in unserem Leben nicht zu leisten. Stress als solcher macht auch nicht krank. Gefährlich ist anhaltender Stress. Wie bei nicht enden wollenden To-do-Listen.
7. Wir rauben uns Zeit
Die Idee, in unsere Zeit immer mehr hineinzupacken, führt zu dem Gefühl, immer weniger Zeit zu haben. Um in der “gefühlt” knapper gewordenen Zeit mehr zu schaffen, schreiben wir To-do-Listen. Ein Teufelskreis.
Das Experiment: Lässt sich negativer Stress bei der Arbeit ohne To-do-Listen in positiven verwandeln?
Ich wollte Unglück und Stress im Job gegen Glück tauschen und beschloss, eine Woche im Kalender zu markieren, in der ich ohne Liste arbeite und lebe. Je näher die Woche kam, desto unruhiger – ja sogar ängstlich – wurde ich. Angst, etwas Wichtiges zu übersehen, einen Fehler zu machen.
Am Montagmorgen ging ich unerwartet schwungvoll und bester Laune ins Büro. Konnte ich plötzlich nach Tagesform entscheiden, womit ich beginne. Zuerst tat ich – gar nichts. Sondern schaute aus dem Fenster und freute mich des Lebens. Bis sich gleich darauf meine mentalen Kontrollinstanzen meldeten und sagten: Willst Du Deine Zeit vertrödeln anstatt Wertvolles zu leisten?
Ich vertiefte mich in die erste Aufgabe. Ich war produktiv und hatte Spaß. Genauso erging es mir mit der nächsten. Die Gespräche mit meiner Assistentin verliefen ebenfalls anders. Normalerweise habe ich auch dafür eine Liste mit Prioritäten. Heute musste ich mich erinnern, was mir wichtig ist. Und siehe da – es gelang. Die Themen prägten sich sogar stärker ein, weil ich konzentrierter war.
Eine weitere Sorge tauchte auf: Nicht schnell genug zu arbeiten, nicht genügend zu schaffen. War da doch keine Liste, die mich durch ihre Länge antreiben würde.
Am Ende der Woche stand fest, dass ich umfangreiche Themen bewältigt hatte. Es war nicht mehr allein wichtig, wie viele, sondern – auf welche Weise. Mir wurde klar, dass die Tendenz, Dinge so schnell wie möglich “abzuarbeiten”, uns vom Wunsch, Dinge erledigen zu wollen, entfernt und ebenso vom Finden der besten Lösungen.
Unglück im Job lässt sich durch Selbstbestimmung vermeiden
Ab sofort werde ich in jedem Monat eine Woche ohne To-do-Liste leben und arbeiten. Die freie Entscheidung, Aufgaben zu wählen, erhöht den Spaßfaktor und dieser die Produktivität. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, nämlich öfter auf der Schokoladenseite der Arbeit zu leben.
Ich habe eindringlich erlebt, wie es ist, vom Höher-schneller-weiter” unserer Zeit angetrieben zu werden, bis das “Wofür” oder “Wie” der Arbeit wegzurutschen drohen. Selbstbestimmt zu arbeiten, eine Wahl zu haben, bringt Wohlbefinden. Die Peitsche wegzuwerfen, mit der ich mich selbst antreibe, um mit dem Erreichten am Ende doch nie zufrieden zu sein, tut gut.
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Diplom-Psychologin Dr. Ilona Bürgel zählt zu den führenden Vertretern der Positiven Psychologie im deutschsprachigen Raum. Wie ein roter Faden zieht sich die Einladung zu einem Perspektivwechsel durch ihre Arbeit – weg von der Fixierung auf äußere Bedingungen in unserer sich ständig ändernden Welt, hin zum guten Umgang mit sich selbst. Die gefragte Refe-rentin und Buchautorin zeigt Ihnen ganz praktische Wege, wie es auf Dauer möglich ist, Leistung und Wohlbefinden miteinander zu verbinden. Nach 15 Jahren in Führungspositionen der freien Wirtschaft ist sie heute erfolgreiche Referentin, Beraterin, Autorin und Kolumnistin. Sie wurde vom Ministerium für Wirtschaft und Energie als Vorbildunternehmerin ausgezeichnet. Dr. Ilona Bürgel liebt Schokolade und Musik.
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