Handgeschriebene Zeilen, womöglich auf schönem Briefpapier, auf dem Umschlag eine Rose…romantischer Weiberkram oder eine Geste, die nach wie vor gefällt?
(Schönebeck) “Ein Liebesbrief ist ein Schriftstück, das an eine Person gerichtet wird, um Liebe oder Zuneigung zu dieser auszudrücken. Dabei drückt der Liebesbrief viel mehr aus als eine profane Mitteilung. In ihm wird der Schmerz angesichts des Nicht-Zusammen-Seins, des Nicht-Zusammen-Sein-Könnens oder auch der Schwierigkeit, die Liebe anders zu artikulieren, deutlich.” Das sagt Wikipedia zum Stichwort “Liebesbrief”.
Ist der Liebesbrief in Zeiten von WhatsApp, iMessage, facebook und Emails nicht längst überholt und eine völlig veraltete Form der Zuneigungsbekundung? Es geht doch viel schneller, der oder dem Liebsten ein Kuss-Emoticon auf’s Smartphone zu schicken oder Herzchen bei facebook zu posten – und romantisch ist das doch auch, denn die Hauptsache ist doch, dass der Andere weiß, dass man ihn liebt. Warum also Briefpapier kaufen (wo bekommt man denn sowas?), Tinte in den Füllfederhalter ziehen (das ist dieses Schreibutensil, das wir in der Schule mal hatten), einen Bogen mit der eigenen Handschrift füllen (auch wenn sie vielleicht krakelig ist), einen Briefumschlag auswählen (einen, der nicht nach Rechnung aussieht), eine Briefmarke kaufen (gibt’s die online?) und den Brief zur Post bringen oder einwerfen, damit der Briefträger ihn der oder dem Liebsten bringt? Warum? Ganz einfach: all diese Schritte bedeuten Aufwand und Mühe und jeder dieser Schritte sagt dem Partner “Ich gebe mir Mühe für dich, ich schenke dir meine Aufmerksamkeit, ich möchte dir eine Freude bereiten, ich denke an dich und du bist mir meine Zeit wert”.
Aber Vorsicht: ein Liebesbrief dient, wie Wikipedia richtig sagt, dem Ausdrücken von Liebe und Zuneigung. Versteckte oder gar offene Vorwürfe nach dem Motto “Das Leben mit dir wäre noch schöner, wenn…” haben im Liebesbrief genauso wenig verloren wie Kritik oder zweifelhafte Komplimente. “Du könntest noch hübscher sein, wenn du mit mir zum Training gingst” ist nämlich kein Kompliment, sondern ziemlich offene Kritik. Dabei ist es so einfach, Komplimente zu machen und den richtigen Ton zu treffen, schließlich ist es doch einer der wichtigsten Menschen seines Lebens, dem man ein paar Zeilen schreibt. Und für die ganz Hilflosen gibt es sogar Liebesbriefgeneratoren im Internet, die einem zumindest bei der Ideenfindung helfen können. Also: ran an die Feder.
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