Delfinbaby in Nürnberg zur Hölle verurteilt – Kritik von Tierschutzorganisationen

Delfinbaby in Nürnberg zur Hölle verurteilt - Kritik von Tierschutzorganisationen

(Mynewsdesk) Nachdem bisher von 18 Nachzuchten nur zwei im Tiergarten Nürnberg überlebt haben kam am Halloweentag erneut ein Delfinbaby zur Welt. Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) kritisiert die Fortsetzung der Delfinnachzuchten.

Noch während der Schwangerschaft der Delfinmutter Sunny importierte der Tiergarten im Mai diesen Jahres zwei weitere Delfine im geschlechtsreifen Alter für Nachzuchtzwecke aus dem Duisburger Zoo. Das WDSF hatte die Trennung in Duisburg bereits scharf kritisiert und den fortlaufenden Austausch von Delfinen zwischen den Delfinarien als unnatürliches Delfinkarussel bezeichnet. Dies würde auch nicht den Rechtsgrundlagen des Säugetiergutachtens des Bundesministeriums entsprechen, das einen sozialverträglichen Gruppenverband in Gefangenschaft vorschreibt, hieß es vom WDSF.

Im Duisburger Delfinarium hatten zwischen den Jahren 2000 und 2008 sämtliche neun Delfinbabys nicht überlebt. Acht Nachzuchten waren an Infektionen und Entzündungen in den ersten 11 Tagen gestorben. Ein Delfinbaby starb nach 13 Monaten. So zu lesen auf der neuen Homepage des Duisburger Zoo ( http://www.delfinarium-zoo-duisburg.de/unsere_tiere_jungtiere.html ), deren Veröffentlichtung das WDSF durch eine Klage vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht erzwungen hatte. 

WDSF-Gechäftsführer Jürgen Ortmüller: „Selbstverständlich hoffen wir als Tierschutzorganisation, dass das Delfinbaby in Nürnberg überlebt. Die katastrophalen Umstände der Gefangenschaftshaltung von Delfinen sind allerdings das Problem für den Rest des Lebens von nachgezüchteten Delfinen. Die beengte Betonbeckenhaltung in der sogenannten Nürnberger Delfinlagune erzeugt Verhaltensstörungen, die der Tiergarten in der Vergangenheit mit Psychopharmaka und über 30 anderen Medikamenten regulieren musste. Den Nürnberger Delfinen wurden innerhalb von 4 1/2 Jahren insgesamt 10.630 mg Diazepam, sprich Valium, verabreicht. Die offiziellen Gründe laut der tiermedizinischen Berichte waren Nervosität, Unruhe, schlechte Mitarbeit, schlechtes Fressverhalten, zur Beruhigung vor Untersuchungen und Transporten, Aggressionen und Streit, Nervosität wegen Baulärms und Unwohlsein. Der Einsatz einer solch dramatischen Menge eines chirurgischen Notfallmedikaments, das ein hohes Suchtpotenial aufweist, grenzt an Tierquälerei.“

Das WDSF hatte erst am Dienstag vor der Geburt eine weitere Akteneinsicht in die tiermedizinischen Berichte des Tiergartens genommen. Sechs Wochen vor der Geburt wurde die Delfinmutter Sunny zusammen mit dem Delfinweibchen Jenny von der Hauptgruppe getrennt und in einem alten Rundbecken separiert. Dabei sei festgestellt worden, dass die angeblich mit Sunny befreundete Delfindame Jenny, die nach Angaben des Tiergartens bei der Geburt helfen sollte, ihre Freundin permanent gejagt hatte. Die beiden mussten nach drei Wochen wieder getrennt werden.

Der Zoo-Chef Dag Encke hatte gegenüber den Medien verlautbaren lassen, dass man bei dem Bau des neuen millionenteuren Delfinariums extra diese separate Rundhalle mit zwölf Metern Durchmessern zum Zwecke medizinischer Untersuchungen errichtet habe. Die Organisation ProWal bezeichnet das als falsch, weil das Rundbecken bereits vor 25 Jahren errichtet worden sei und „völlig marode“ wäre. Lediglich die Hebebühne sei dort im Jahr 2012, also ein Jahr nach der Eröffnung der Lagune, in das alte Rundbecken eingebaut worden.

Ortmüller vom WDSF: „Die Population des Großen Tümmlers ist nicht bedroht und eine Auswilderung von Delfinen ist im Tiergarten nicht vorgesehen und durch das fehlende natürliche Jagdverhalten auf Nahrung auch kaum möglich. Wenn das Delfinbaby überleben sollte, ist es lebenslänglich in einer Hölle verurteilt. Niemals wird es die Weiten der Meere erleben und niemals natürliche ausgeprägte Sozialkontakte mit anderen Delfinen genießen. Seine Nahrung wird aus totem Fisch bestehen und Plastikbälle werden sein einziger trister Spaß zur Belustigung der Besucher sein.“ 

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