48 innovative Künstler und Designer machten die Farbenstadt zum Kreativzentrum der Region / Großer Andrang bei den Ausstellern / Besucher küren den schönsten Stand / Pavillon des Bolongaro-Palastes erstmals wieder zugänglich
Frankfurt-Höchst (hds).- “In bin wirklich beeindruckt!” so das Fazit von Frankfurts Bürgermeister Olaf Cunitz zum 4. Höchster Designparcours. Und das will etwas heißen. Denn: Der Planungsdezernent hatte bereits die vorherigen Veranstaltungen besucht und schon damals als besondere Leistungsschau der Kreativen aus der Region gewürdigt. Seine Begeisterung war so groß, da bei der Aktion, die parallel zum Altstadtfest der Vereine stattfand, viele neue Aussteller und neue Locations mit von der Partie waren. Insgesamt stellten 48 Künstler, Designer und Kunsthandwerker Schmuck, Mode, Accessoires, Kunstwerke und Designstücke aus. Dazu nutzten sie acht auf die Höchster Innenstadt verteilte, leerstehende Geschäftsräumen, Läden oder Gewerbeflächen. 80 Labels hatten sich beworben, nur 48 konnten aufgrund der vorhandenen Flächen berücksichtigt werden.
Bei der Eröffnungsrede ließ Cunitz keinen Zweifel daran, wie wichtig der Kreativmarkt für die Region ist: “Der Höchster Designparcours ist in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn für den Stadtteil.” Zunächst, so der Bürgermeister, würden durch die Aktion leerstehende Flächen belebt. “Was aber noch wichtiger ist: Die Kunstschau bringt mehr Menschen nach Höchst. Und die können sich davon überzeugen, dass unsere Farbenstadt ein oft unterschätzter Stadtteil ist.” Der Höchster Designparcours, so der Dezernent weiter, habe “einen Wert an sich geschaffen, eine Bereicherung des gesamten Quartiers.” Es tue ihm “in der Seele weh, dass nur knapp über die Hälfte der Kreativen berücksichtigt” werden konnten. Deshalb wolle er persönlich die Immobilienbesitzer noch einmal direkt ansprechen. Rund 40 Gewerberäume stehen derzeit leer, aber nur acht Eigentümer hatten sich mit ihren vakanten Geschäftsräumen und Ladenflächen beteiligt.
Gezielte Aktion zur Neupositionierung eines Stadtteils
Prof. Dr. Joachim Pös, für die Stadtentwicklung zuständiger Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt, deren Tochtergesellschaft NH Projektstadt mit dem Quartiersmanagement betraut ist, ergänzte: “Der Designparcours ist eine zündende Idee – Höchst blüht an diesem Wochenende schlagartig auf.” Er sei sehr beeindruckt, wie ernst die Stadt die Entwicklung des Viertels nehme. “Sie betreibt die Stadtteilentwicklung konsequent und nachhaltig.” Jakob Sturm, Geschäftsführer der Leerstandsagentur Radar, die für die Kontakte mit den Künstlern und Modelabels zuständig ist, betrachtete den Parcours von deren Standpunkt aus: “Kreative brauchen die Dynamik im Stadtteil. Wenn im Viertel etwas passiert, dann ist das Humus für die Szene.”
Kunst, Mode, Handwerk und Design vereint
Mit wie viel Engagement die jungen Modemacher, Schmuckhersteller, Grafiker, Maler und Kunsthandwerker sich der Ausgestaltung ihrer Verkaufsflächen widmeten, war überall zu sehen. Ein glückliches Händchen attestierte Olaf Cunitz auch den Organisatoren, denen eine “gute Mischung” gelungen sei. T-Shirts mit eigenwilligen Motiven fanden sich zuhauf, etwa bei b-poet (Michael Blöck), der die Silhouetten abgerissener oder neuerdings gesprengter Gebäude aufdruckt, oder beim Label “Ich treib es bunt”. Wenn das gute Stück in die Jahre gekommen ist, kann man es zu “re-cover” (Sandra Elm) geben, die aus dem ehemaligen Lieblingshemd Knöpfe, Notizbücher oder ähnlich nützliche Dinge herstellt.
Überhaupt ist Recycling – oder besser “Upcycling” (wörtlich: aufwärts drehen) – ein wichtiges Element bei den Avantgardisten: Janine Martin etwa arbeitet altes Geschirr zu neuen, teilweise recht frechen Tellern und Tassen auf und vertreibt es unter dem Namen “Kreis zu Quadrat”. Auch Sabrina Eisenbach (“Froilein Kopfputz”) verwendet für ihre Kinderkleidung und Wohnaccessoires Materialien und Stoffe, die vorher einem anderen Zweck gedient hatten. “Aus Alt mach Punk” hat sich die Modemacherin Yvonne Baschke (!Knup) auf die Fahne geschrieben. Das Label “Recycling Art” von Stefanie Kruse schließlich bietet unter anderem “Original-Prilblumen-Design”, allerdings gefertigt aus vormaligen Getränkedosen. Miss Magnetica alias Julia Bayerl aus Unterliederbach produziert Magnete und Papeterie – sie ist eine echte “Höchster Pflanze”, die ganz glücklich war, in ihrer Heimat ausstellen zu können. Steffi Feg-Sharfian schließlich brachte mit selbstgemachten Seifen und Körpersahne neue Duftnoten in den Designparcours, Karin Trudel vertreibt unter dem Label Piieps Kissen aller Art aus ehemaligen Kinderkleidern. Darüber hinaus zeigten Fotografen wie David Schmidt und Valentin Martin kreative Motive, Sabine Burger von “punktraum” präsentierte ihre kleinformatigen Grafiken. Eine besonders spannende Interpretation von neuen Materialien in alten Gemäuern lieferte die Künstlerin Diana Ninov, die in einem Gewölbekeller aus dem 13. Jahrhundert eine Licht-Installation aus Zeichnungen in fluoreszierender Farbe in Verbindung mit Schwarzlicht vorstellte.
Kreatives Potenzial noch besser nutzen
Die umfassenden Aktivitäten des Quartiersmanagements zeigen durchaus Wirkung: Seit Beginn der Arbeit im Jahr 2012 sind einige Gewerbeflächen langfristig neu vermietet worden – so haben sich unter anderem eine Arztpraxis und eine Fahrschule neu angesiedelt. Monika Fontaine-Kretschmer, Leiterin Unternehmensbereich Stadtentwicklung der NH Projektstadt, ist sich sicher, dass die Künstler- und Designer-Messe wesentlich dazu beigetragen hat: “Der Höchster Designparcours hat sich etabliert, die Qualität und das Engagement sind mit jeder Veranstaltung gewachsen.” Die Stadt Frankfurt habe großes Potenzial, eine funktionierende Gemeinschaft unter den Künstlern zu etablieren. “Wir wollen jetzt darüber nachdenken, wie wir den Stadtteil noch stärker und vor allem dauerhaft in die Kreativszene einbinden”, so ihre Idee für die nächsten Jahre. Der Höchster Designparcours verändere das Image des Stadtteils auf Dauer positiv.
Neue Locations und Gewinnspiel
Zwei Neuerungen machten den diesjährigen Sommerparcours noch attraktiver. Der Pavillon des Bolongaro-Palastes war erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Das Gebäude diente jahrelang als Wohnung der Schauspielerin Rosemarie Fendel, die nicht nur in eigenen Rollen glänzte, sondern auch internationalen Stars als Synchronsprecherin ihre Stimme lieh. Der “Parcoursalon” im Pavillon verwandelte das barocke Schmuckstück an den drei Veranstaltungstagen in einen Ort der Begegnung und des Austauschs. Bei kleinen Köstlichkeiten und Getränken genossen die Besucher zwischen Buchsbäumen und Rosenstauden den Blick auf den Main. Am Samstagabend stand eine musikalisch beschwingte Sommernacht auf dem Programm. Eine zweite Innovation war ein Gewinnspiel, das großen Anklang fand: Die Besucher selbst sollten den attraktivsten Stand auf dem Designparcours küren. Die Gewinner werden in Kürze bekannt gegeben.
Auch der 4. Höchster Designparcours wurde getragen vom Stadtplanungsamt, dem von ihm beauftragten Quartiersmanagement der NH ProjektStadt, der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH und Radar, der Leerstandsagentur der Stadt Frankfurt. Um die Attraktivität der Stadtteile zu fördern, unterstützt die Wirtschaftsförderung Frankfurts kontinuierlich Projekte, die dazu beitragen, leer stehende Einzelhandelsimmobilien neu zu beleben. Die NH ProjektStadt ist eine Marke, unter der die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft ihr Know-how in Sachen Stadtentwicklung gebündelt hat. In Höchst ist das Unternehmen seit Mitte 2012 mit dem Quartiersmanagement für die Innenstadt beauftragt. Radar, ebenfalls im Auftrag des Stadtplanungsamts, sucht aktiv nach günstigen Arbeits- und Projekträumen für Kreative, berät Eigentümer oder Mieter und entwickelt mit ihnen gemeinsam mögliche Nutzungskonzepte.
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Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
Die Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main, bietet seit über 90 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 700 Mitarbeiter. 2005 erwarb die Nassauische Heimstätte die Anteile des Landes Hessen an der Wohnstadt Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Hessen mbH, Kassel. Durch den Zusammenschluss avancierte sie zu einem der führenden deutschen Wohnungsunternehmen: der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt mit 61.000 Mietwohnungen in 140 Städten und Gemeinden. Diese werden aktuell von rund 260 Mitarbeitern – in vier Regional- untergliedert in 13 Service-Centern – betreut. Unter der Marke “NH ProjektStadt” werden Kompetenzfelder gebündelt, um nachhaltige Stadt- und Projektentwicklungsaufgaben durchzuführen.
Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
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