Wenn der Schnee auf sich warten lässt: Chemnitzer Unternehmer erfinden textile Piste für alle Wintersportarten

Chemnitz/Schöneck. Der Winter kommt diese Saison nur schwer in Schwung, in vielen Wintersportgebieten in den Alpen, im Harz oder im Erzgebirge standen die Lifte bis vor kurzem still. Sogar die beiden Weltcup-Rennen der Frauen in Garmisch-Patenkirchen mussten aufgrund des Schneemangels abgesagt werden. Die Wetterlage der vergangenen Wochen macht auch den Skischulen zu schaffen – bis auf eine Skischule im Vogtland.

Zufrieden schaut Steffen Schulze, Chef der gleichnamigen Skischule in Schöneck, auf die Drittklässler, die zum ersten Mal seit Beginn des Skikurses auf richtigem Schnee fahren. „Die Matte war viel cooler“, ruft Lara Klein im Vorbeigleiten. Die „Matte“ ist eine textile Skipiste, die auf dem grünen Rasen an einem Hang bei der Skischule liegt. Einen Tag zuvor war die Neunjährige noch diese textile Piste hinunter gerutscht, was sie deutlich einfacher fand. Jetzt ist die Bahn vom Schnee bedeckt, wodurch die Abfahrt um einiges rasanter wird.

Die Idee, die den Wintersport auch ohne Hilfe von Frau Holle möglich macht, stammt von Wirtschaftsingenieur Jens Reindl und Maschinenbauer Arndt Schumann. Als Reindl 2009 das Sommer-Skispringen in Klingental in der Vogtland Arena besuchte, wurmte es den Hobby-Snowboarder, dass es keine sommertaugliche Schneealternative für seinen Sport gab. Mit seinem Freund und Telemark-Fan Schumann entwickelte er ein neuartiges Gewebe, auf dem jede Wintersportart möglich ist und das auch Kurvenfahrten problemlos erlaubt. Inzwischen hat die 2012 gegründete Mr. Snow GmbH drei verschiedene Modelle im Angebot, eine Langlauf-, eine Alpin- und eine Rodelpiste.

Ganzjährig Skifahren lernen

Im Vergleich zu bisherigen Lösungen bieten die Matten viele Vorteile: Sie sind weich im Falle eines Sturzes, allerorts ausrollbar und bei jedem Wetter einsatzfähig. Neben Abfahrtshängen können auch Parks mit so genannten Rails, Schanzen oder Halfpipes mit den Stoffbahnen ausgelegt und in Snowboard- oder Freestyle-Arenen verwandelt werden. Außerdem werden die Matten für die Bergauffahrt an Liften genutzt. Der größte Erfolg bisher war für das Chemnitzer Unternehmen der Verkauf von Pisten an den Snowboard-Riesen Burton. „Burton ist einer der Urväter des Snowboardens, daher freut mich dieses Geschäft besonders“, so Reindl.

Skischulbetreiber Schulze nutzt die textile Piste seit Ende 2012, um seine Skikurse nicht mehr dem Zufall überlassen zu müssen. Als damals die Wetterlage zwischen Weihnachten und Neujahr ähnlich bescheiden war wie 2013, erinnerte er sich an einen Fernsehbeitrag über die Matte und bestellte. Einen Tag später lag die Piste schon am Hang in Schöneck bereit. Seitdem werden hier auch im Sommer die Snowboards und Skier ausgepackt. „Es ist super, ganzjährig Kurse anbieten zu können und nicht abhängig vom Wetter zu sein“, so Schulze. Nach einer Stunde Üben auf der Matte seien die Kinder bereits in der Lage, den Hang alleine hinunter zu rutschen. Auf Schnee dauere dies meist länger, so der Chef der Skischule.

Die winterliche Atmosphäre fehlt den Schülern dabei nicht, wie Thomas Pils aus Aschersleben bestätigt. Der 44-jährige und sein Sohn sind begeistert von der Schneealternative in Schöneck: „Beim Skifahren-Lernen ist es mir ganz egal, ob die Umgebung schneebedeckt ist oder nicht.“ Schöneck ist das bisher einzige Wintersportgebiet, in dem Skikurse auf den Matten von Mr. Snow das ganze Jahr über möglich sind.

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