Wie Sport trotz Arbeitsalltag gelingen kann
Emil Siegel: Wenn wir mal überlegen, dass ein Großteil der Bevölkerung circa sechs bis acht Stunden am Tag in einer vorwiegend sitzenden Position verbringt, ist es nicht gut und gesund für unseren Bewegungsapparat. Durch die Sitzposition entwickeln wir Schmerzen im Rücken. Meistens sind davon der untere und der obere Rücken betroffen. In der Regel nimmt man eine gekrümmte Körperhaltung am Schreibtisch oder vor dem Smartphone ein, den sogenannten Rundrücken. Durch das lange Sitzen kommt es zu Überstreckung der Halswirbelsäule und Verkürzungen in der Rücken- und Nackenmuskulatur. So entstehen die klassischen Nackenschmerzen. Die Wirbelsäule sollte eigentlich in alle Ebenen bewegt werden und mobilisiert sein.
Auch durch Stress im Arbeitsalltag haben viele Menschen einen hohen Cortisolspiegel. Das führt wiederum etwa dazu, dass wir unter Stress dazu neigen ungesund zu essen und viel zu snacken. Durch den Bewegungsmangel können wir diese Energie, die wir uns durch die erhöhte Nahrungsaufnahme zuführen, nicht verwerten. Das wiederum führt zur Gewichtszunahme. Sport ist ein sehr guter Gegenpol, um Cortisol abzubauen. Sowohl für die physische als auch für die psychische Gesundheit ist Sport also sehr essentiell.
Wie soll man sich noch zum Sport machen motivieren, wenn man ohnehin einen stressigen Arbeitstag hatte?
Motive können sehr individuell sein, aber das wichtigste Ziel sollte die eigene Gesundheit sein. Wenn man das für sich reflektiert und mal überlegt, wo man Schwachstellen hat, kann man dagegen arbeiten und Krankheiten, die aus Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung entstehen, wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Adipositas, weitestgehend aus dem Weg räumen.
Ein weiterer motivierender Faktor neben der Gesundheit, kann der ästhetische Aspekt sein. Vielleicht hat man Traumvorstellungen von seinem Körper, die man als ästhetisch empfindet und die man realisieren möchte. Das kann auch eine sehr große Motivation sein, doch nochmal ins Fitnessstudio zu gehen nach der Arbeit.
Wie könnte eine Trainingseinheit aussehen bei jemandem, der einer überwiegend sitzenden Berufstätigkeit nachgeht?
Zum einen sollte man anfangen, den Rücken zu stärken, vor allem bei Büroarbeit. Wenn man ins Fitnessstudio geht, sollte man im Idealfall auch ins Krafttraining einsteigen. Anfangs eignen sich dafür vor allem die Maschinen im Studio, die einem dabei helfen, die Übungen richtig auszuführen und ein Gefühl für die Übungen zu entwickeln. Die Muskulatur muss gestärkt werden. Es kommt auch darauf an wie häufig man ins Fitnessstudio gehen kann.
Was empfiehlst du persönlich?
Ich verfolge zum Beispiel einen ganzheitlichen Ansatz. Das heißt, man setzt zwar Schwerpunkte in den jeweiligen Einheiten, aber man versucht trotzdem, den ganzen Körper zu trainieren. Wenn man in der Woche mehr als nur einmal Zeit hat, um ins Training zu gehen, dann kann man an den unterschiedlichen Tagen unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Sollte man nur einmal die Woche Zeit haben, würde ich darauf achten, den Fokus auf den Rücken zu setzen, aber trotzdem auch die restlichen Muskelgruppen zu trainieren und vor allem an seiner Beweglichkeit zu arbeiten.
Wie oft sollte man in der Woche Sport treiben?
Jeder Mensch hat unterschiedliche Verpflichtungen, sei es Arbeit oder Familie. Das ist natürlich auch alles zeitintensiv. Ein guter Durchschnittswert, den man auch gut in den Alltag integrieren kann, ist zwischen zwei bis drei Mal in der Woche. So kann man eventuell auch an einem der Tage mehr Cardio machen und an der Ausdauer arbeiten und am anderen Tag den Fokus auf die Kraft legen. Aber wer es nur einmal schafft, hat auch schon mehr bewirkt, als wenn er auf der Couch bleibt. Jede Bewegung ist besser als keine Bewegung.
Emil Siegel ist nicht nur lizenzierter Personaltrainer und Ernährungscoach, sondern auch Lehrer für Sport und Chemie. Der 29-Jährige produziert zudem informative Inhalte auf seiner Instagram-Seite und gibt Tipps rund um Sport und Ernährung. Nähere Informationen zu seinem Personal Training gibt es auf seiner Website.