In diesen Tagen begrüßen wir den 7.000.000.000. Erdenbürger in unserer Mitte. So weit, so erfreulich. Weniger heiter stimmt dagegen ein Nebeneffekt der explodierenden Weltbevölkerungszahlen: Den Böden muss immer mehr Ertrag abgerungen werden, um den Hunger der sieben Milliarden zu stillen. Verschärft wird die Situation durch den forcierten Anbau von Energiepflanzen, die einen Teil der fossilen Rohstoffe ersetzen sollen. Angesichts dieser Herausforderungen gilt der Klimafreundlichkeit der Bewirtschaftung bislang nachrangiges Interesse.
Dabei gibt es gute Gründe, die Bemühungen um Treibhausgasreduktion gerade auf diesem Feld zu verstärken. Welche das sind, hat die Deutsche Bank Research gerade in einer Studie zusammengefasst. Ihr zufolge verursacht die Landwirtschaft, wenn man die von ihr veranlasste Entwaldung einbezieht, ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen. Die Weiterverarbeitung von Nahrungsmitteln ist dabei noch nicht berücksichtigt. Damit heize der Agrarsektor unserer Atmosphäre in gleichem Maße ein wie die Energiewirtschaft.
Ansatzpunkte für eine Reduktion des Ausstoßes klimaschädlicher Gase böten sich reichlich, nicht nur auf Produzentenebene. Insgesamt halten die Autoren der Studie ein Einsparpotenzial von vier Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten für realistisch. Dazu müssten die Bauern auf erneuerbare Energien umsteigen, den Kohlenstoffgehalt im Boden steigernde Agrarpraktiken einsetzen, den Gebrauch chemischer Düngemittel minimieren, Wald und Grasland erhalten und kultivieren sowie Ernte- und Nachernteverluste weitgehend vermeiden. Doch auch die Konsumenten seien gefordert: Vor allem mit ihrem wachsenden Hunger auf Fleisch erwiesen sie dem Klima einen Bärendienst. Zudem lande in der “Ersten” Welt Nahrung in Hülle und Fülle im Mülleimer.
Was der informierte Leser angesichts dieser Aufzählung schon ahnt, konstatiert auch die Studie: Die Chancen, kurz- oder auch nur mittelfristig einen nennenswerten Teil des Einsparpotenzials zu heben, stehen nicht sehr günstig. Und das liegt nicht nur an der Trägheit der Verbraucher, die Verhaltensänderungen gemeinhin nicht schätzen. Auf Produzentenseite kommt erschwerend hinzu, dass den Böden vielfach nur das Nötigste abgerungen werden kann. Oft noch nicht einmal das, wie der neue Welthunger-Index der Welthungerhilfe zeigt, der die Zahl der Hungernden weltweit mit 925 Millionen beziffert. In solcher Notlage gilt, frei nach Brecht: Erst kommt das Fressen, dann das Klima.
Doch eine Steigerung der Produktion muss dem Klimaschutz nicht zuwiderlaufen. So betonen auch die DBResearch-Experten: “Nachhaltige Agrarpraktiken mindern nicht nur den Klimawandel, sondern verringern auch die Armut und erhöhen weltweit die Ernährungssicherheit – weil sie die Landbevölkerung widerstandsfähiger machen gegen den Klimawandel.” Nötig seien allerdings zusätzliche politische Anreize und Investitionen. Dem Finanzsektor komme dabei eine Schlüsselfunktion zu. Minutiös listet die Studie die Bereiche auf, in denen globale Banken an den Hebeln sitzen und diese segensreich steuern könnten. Vom Wirken einer “modernen, klimabewussten Investmentbank” ist da die Rede.
Das wirft die Frage auf: Welche Bank könnte damit gemeint sein? Falls Ackermanns Investmenttruppen gesteigerten Wert auf Ökologie und Nachhaltigkeit legen sollten, so ist von diesem Engagement bislang noch nichts an die Öffentlichkeit gelangt. Vielmehr steht die Deutsche Bank aktuell – unter anderem natürlich – wegen Ihrer Agrarinvestmentpolitik in der Kritik. Die Spekulation mit Agrarrohstoffen verschärfe die Not vieler Millionen Menschen in den Entwicklungsländern, prangert Foodwatch an: “Investmentbanken wie die Deutsche Bank und Goldman Sachs … machen sich dadurch mitschuldig an Hungersnöten in den ärmsten Ländern der Welt.” Die Deutsche Bank weist die Vorwürfe zurück und sieht keinen zwingenden Zusammenhang zwischen den Preiskapriolen auf dem Agrarmarkt und der zunehmenden Spekulation mit Agrarrohstoffen.
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