[pd-f/rk] Jedes Jahr werden laut Statistik rund 350.000 Fahrräder in Deutschland gestohlen. Eine beachtliche Zahl, doch für Radler noch lange kein Grund in Panik zu geraten, findet der pressedienst-fahrrad. Denn mit ein paar einfachen Grundregeln bei der Fahrradsicherung und dem richtigen Sicherheitszubehör erschwert man Langfingern ihr Handwerk.
Längst nicht jeder Fahrraddiebstahl geht auf professionell agierende Banden zurück. “Gelegenheit macht Diebe”, weiß Gunnar Fehlau vom pressedienst-fahrrad und nennt damit gleich eine der häufigsten Ursachen für den ungewollten Radverlust. “Bei Fahrrädern liegt die Hemmschwelle zum Diebstahl meist nicht besonders hoch und ein nicht oder schlecht gesichertes Rad wird oft genug als Einladung verstanden.”
Abschließen ist das A …
Was das Abschließen von Rädern angeht, haben unsere Nachbarn in den Niederlanden ganz einfache Regeln, wie Anke Namendorf vom niederländischen Radhersteller Koga erläutert: “Alles was man “knippen”, also mit einen Seiten- oder Bolzenschneider in Sekunden geräuschlos durchtrennen kann, braucht man erst gar nicht anzubringen. Und Fahrräder, die nicht an stabilen Geländern oder ähnlichem angeschlossen sind, gelten zumindest in Metropolen wie Amsterdam praktisch als Freiwild.” Das ist hierzulande nicht viel anders. “Etwa ein Viertel der als gestohlen gemeldeten Räder waren zum Zeitpunkt des Diebstahls nicht angeschlossen”, gibt Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zu Protokoll. Der Klassiker des “nicht abgeschlossen und doch geklaut” ist der kurze Gang zum Bäcker oder zum nächsten Kiosk. Das An- und Abschließen des Rades kostet in solchen Fällen meist mehr Zeit als der Einkauf selbst. “Für solche Zwischenstopps sind einfach bedienbare Rahmenschlösser ideal, wie sie am klassischen Hollandrad zur Serienausstattung gehören”, weiß Namendorf.
… und Anschließen das O!
Für alles, was über ein paar Minuten hinausgeht, sollte das Rad immer an einem festen Gegenstand angeschlossen werden. Ist man zu zweit oder in der Gruppe unterwegs, kann man Räder auch zusammenschließen.
Dabei empfiehlt es sich, den Rahmen und wenn möglich auch mindestens ein Laufrad mit dem Schloss zu sichern. “Allerdings sollte man darauf achten, dass das Schloss nicht zu tief hängt”, weiß Torsten Mendel vom Sicherheitsspezialisten Abus. “Das Schloss sollte möglichst hoch am Fahrrad angebracht werden. Andernfalls ist es für Diebe deutlich leichter einen Bolzenschneider einzusetzen, weil sie ihn dann, eingeklemmt zwischen dem Boden und ihrem eigenen Körpergewicht, gut ansetzen können.”
Faustregel: Zehn Prozent für das Schloss
Einen guten Diebstahlschutz bieten hochwertige Markenschlösser, die führende Hersteller in verschiedenen Sicherheitskategorien anbieten. Natürlich muss es nicht immer die höchste Schutzklasse sein, andererseits sollte man aber auch nicht am falschen Ende sparen. “Viele unserer Kunden sind erstaunt, wenn ihnen gezeigt wird, wie wenig Widerstand billige Schlösser bieten, die von Fachleuten gern als “Geschenkbänder” verspottet werden”, so Torsten Mendel und empfiehlt daher rund zehn Prozent des Anschaffungspreises des Fahrrads in ein Schloss zu investieren. “Damit sollte man bei einem durchschnittlichen Rad, das 500 Euro kostet, mindestens 50 Euro für den Diebstahlschutz anlegen.”
Das richtige Modell für jeden Zweck
Neben dem Preis spielt bei Schlössern vor allem das Material eine Rolle, was sich am Ende auch bei der Handhabbarkeit und beim Gewicht widerspiegelt. Von leichten und flexiblen Kabel- oder Spiralschlössern, mit denen man zum Beispiel Fahrrad und Helm während der Radtour am Zaun des Biergartens abschließen kann, bis hin zu schweren Falt- und Bügelschlössern, die maximale Sicherheit beim Abstellen über Nacht bieten, gibt es eine große Modellvielfalt. Bei der Wahl des richtigen Schlosses inklusive der geeigneten Halterung fürs Rad hilft der Fachhändler oder das Internet. So hat Abus auf seiner Webseite einen Konfigurator eingerichtet, der die wichtigsten Eckpunkte zur Entscheidung berücksichtigt. Gute Hinweise liefern auch Testberichte von Fachmagazinen, die die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle aufzeigen.
Gefühlte Sicherheit trügt
Nach den Erfahrungen der Polizei gilt Vorsicht besonders an vermeintlich sicheren Plätzen mit hohem Radaufkommen, wie zum Beispiel an Bahnhöfen, Einkaufscentern, Schulen und Universitäten oder im Sommer auch an Schwimmbädern und Baggerseen. “Gerade solche Orte locken erfahrungsgemäß Diebe an, die gezielt nach schlecht gesicherten Rädern Ausschau halten, Schlösser knacken oder ihre Beute einfach wegtragen”, weiß Andreas Hombach vom Spezialisten für Radparker und Abstellanlagen, wsm. “Da gerade ein Vorderrad schnell ausgebaut ist, sollte das Fahrrad nicht nur an diesem gesichert werden. Vor allem der Rahmen muss an einem festen, im Boden verankerten Halt angeschlossen werden.” Das empfiehlt auch der ADFC in seiner “Planung von Fahrrad-Abstellanlagen”, die unter www.adfc.de heruntergeladen werden kann. Für hochwertige Räder und E-Bikes rät Hombach zu abschließbaren Bike-Boxen. “Die schützen auch einzelne Bauteile vor Diebstahl, wie zum Beispiel den Akku, der allein einige hundert Euro kostet.”
Profis haben es oft zu leicht
Ein vielfach unterschätztes Problem sind auch Diebstähle in Wohnvierteln mit hoher Radnutzung, die oftmals auf das Konto organisierter Banden gehen. “Profis lassen sich nicht durch einen Jägerzaun oder eine Hecke beeindrucken und im Prinzip bekommen sie auch jedes Schloss früher oder später auf”, so Fehlau. “Andererseits sind sie darauf angewiesen, schnell und mit möglichst wenig Lärm zu agieren und erkennen schwer zu knackende Schlösser auf den ersten Blick.” Das unterstreicht auch wsm-Experte Hombach: “Diebe schätzen immer den Aufwand und das Entdeckungsrisiko ab. Deshalb bleiben im Allgemeinen selbst teuerste Räder stehen, wenn sie mit einem oder besser noch zwei hochwertigen Schlössern an einen festen Gegenstand beziehungsweise einen Mauer- oder Bodenanker angeschlossen sind.”
Sicherheitsexperte Mendel empfiehlt darüber hinaus ruhig zwei unterschiedliche Schlosstypen bei der Sicherung zu verwenden, da sich viele organisierte Raddiebe lediglich auf bestimmte Schlösser spezialisiert haben.
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