Der Abtrünnige – 15 Jahre in Moscheegemeinden: Erol Ünal gibt Einblicke in die türkische Community

Der Abtrünnige – 15 Jahre in Moscheegemeinden: Erol Ünal gibt Einblicke in die türkische Community

Neuerscheinung mit spannenden Einblicken in eine Welt von Fundamentalisten und Rechtsextremen über Radikale bis zu Sufis

BildWas wird in Moscheegemeinden hinter verschlossenen Türen gepredigt? Zum ersten Mal packt ein Insider das Innenleben diverser muslimischer Gemeinden mit Klarnamen und Fotos aus. Er zeigt, wie diese Erlebnisse ihn, seinen Bruder Ömer Ünal und andere Gemeindemitglieder geprägt haben.

Rund 15 Jahre war Erol Ünal Teil diverser türkisch-muslimischer Moscheegemeinden. Er wird Zeuge dessen, welche Geheimrituale in Moscheen stattfinden, welche Ziele verfolgt werden und inwieweit Verflechtungen mit dem türkischen und dem deutschen Staat bestehen. 

“Es geht in meinem Buch um die vom Verfassungsschutz beobachteten rechtsextremen Grauen Wölfe und die fundamentalistische Milli Görüs, um die radikale Kaplan-Gemeinde, die mystische Süleyman-Gemeinde, die sufistische Menzil-Gemeinde, um DITIB und auch um die vermeintlich liberale Gülen-Gemeinde, die für den Putschversuch in der Türkei 2016 mitverantwortlich gemacht wird”, so Autor Erol Ünal. Schließlich geht es auch um Erdogan, der großen Wert auf die Wahlstimmen all dieser Gemeinden legt. Diese und weitere Moscheegemeinden sind fest etabliert in der türkisch-muslimischen Community und sorgen für die Verfestigung der Parallelgesellschaft. 

 

Die Vernetzung der Parallelgesellschaft

Aus autobiografischer Sicht enthüllt der Autor als Insider sowohl sein eigenes als auch das Innenleben der Moscheegemeinden in Deutschland, die europaweit stark vernetzt sind. Darüber hinaus zeigt er durch sachliche Erarbeitung die Ideologien der jeweiligen Gemeinden auf. Diese haben unweigerlich einen großen Einfluss auf die Identitätsbildung der türkeistämmigen Muslime und bilden mögliche Hindernisse auf dem Weg zur Integration in eine pluralistische Gesellschaft. 

Der Autor wurde größtenteils in der türkisch-muslimischen Community inklusive diverser Moscheegemeinden sozialisiert und hat sich so über Jahre sein eigenes Urteil bilden können. Wie sehr er selbst durch den türkischen Nationalismus, gekoppelt mit der ihm aufoktroyierten streng-konservativen Religiosität beeinflusst war, wurde ihm im Laufe der Zeit allmählich klar. 

Durch seine zusätzliche Recherche-Arbeit und stetiges Hinterfragen, auch gegen alle Widerstände, konnte er sich nach und nach davon lösen. Nur so konnte er sein Denken und Handeln durch Selbstreflexion wieder in die eigene Verantwortung bringen.

 

Strukturen der türkischen Moscheegemeinden

Der Autor beschreibt die Strukturen jeder Gemeinde sowohl in Deutschland als auch in der Türkei. Ihre Verflechtungen mit der Politik und ihre Finanzierung sowie ihre politische Agenda werden ebenfalls thematisiert. 

Tausende junge Koranschüler besuchen jährlich eine dieser Gemeinden, die ihre persönliche Entwicklung stark beeinflussen, weil sie massiv zur Identitätsstiftung beitragen. Das kann unter Umständen dazu führen, dass die jungen Leute extremistische Ansichten annehmen, die mit humanistischen Werten nicht kompatibel sind. 

Das Buch soll dazu dienen, die Missstände aufzudecken und in einem konstruktiven Dialog zu beheben. 

Nach der Kant’schen Devise: “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen” wollte Erol Ünal nicht einfach hinnehmen, dass er früher auf seine Fragen kaum befriedigende Antworten erhielt. Sein Weg zum Selber- und Weiterdenken kann allen Zweifelnden Mut machen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und festgefahrene Dogmen in Frage zu stellen.

 

_Erol Ünal_
Der Abtrünnige
15 Jahre in Moscheegemeinden
Meine Einblicke in eine Welt von 
Fundamentalisten und Rechtsextremen 
über Radikale bis zu Sufis

Paperback | 256 Seiten | Angelika Lenz Verlag 2021 | ISBN 978-3-943624-59-5 | 19,90 EUR

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