Müssen Poeten arm sein und bleiben?

Müssen Poeten arm sein und bleiben?

Ein Muss ist das nicht: Eine neue Online-Buchhandlung beteiligt Autoren an den Verkaufserlösen

Müssen Poeten arm sein und bleiben?

Wilhelm Uschtrin, Geschäftsführer der Autorenwelt GmbH. Foto: Anna Olivia Weimer

Zurzeit ist Hochkonjunktur im Buchhandel. Denn Bücher zählen nach wie vor zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken der Deutschen. Doch diejenigen, die den Buchstaben-Rohstoff in monatelanger Arbeit produzieren, verdienen kaum mehr als Spitzwegs Armer Poet. Ein neues Start-up auf dem Buchmarkt will das ändern und die Einnahmen der Autoren erhöhen. Die Online-Buchhandlung der Autorenwelt arbeitet mit einem revolutionären Geschäftsmodell.

Was verdienen Autoren? Die einen denken bei dieser Frage an Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling und an üppige Honorare. Die anderen haben den Armen Poeten von Carl Spitzweg vor Augen: Schreiben als brotlose Kunst. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, allerdings mit starker Tendenz Richtung Spitzweg.
Erst vor wenigen Tagen rechnete die Schriftstellerin Nina George, Bundesvorstandsmitglied des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, der WELT gegenüber vor: “Ein Buch zu schreiben dauert ungefähr eintausend Arbeitsstunden. Mit einem Debütroman, der sich vielleicht 3.000 Mal verkauft, bringt es eine Autorin auf einen Stundenlohn von 42 Cent.” Viele Worturheber leben unterhalb der Armutsgrenze.

Ein kleines Team namens Autorenwelt beschloss vor drei Jahren, das zu ändern: Wilhelm Uschtrin, damals noch Student, Sandra Uschtrin, Inhaberin eines Fachverlags mit Spezialliteratur für Autoren, sowie Angelika Fuchs, Mitarbeiterin beim Uschtrin Verlag, entwickelten das Konzept für den Autorenwelt-Shop, eine Online-Buchhandlung, die Autoren am Verkaufserlös beteiligt.

Die Idee ist ungewöhnlich. Denn bisher werden die Bücherschreiber nur von ihren Verlagen bezahlt. Je verkauftes Buch erhalten sie in der Regel zwischen fünf und zehn Prozent vom Nettoladenpreis (das ist der Ladenpreis ohne Mehrwertsteuer). Von einem Buch, das im Laden 14 Euro kostet, bekommt der Autor ungefähr einen Euro. Rund fünfzig Prozent des Verkaufserlöses decken die Kosten des Großhandels und der Buchhandlungen vor Ort.

Hier setzt das Konzept des Autorenwelt-Shops an. Für jedes ihrer Bücher, das über den Shop verkauft wird, erhalten Autoren 7 Prozent vom Ladenpreis. Dieser ist aufgrund der Buchpreisbindung überall derselbe, egal wo man das Buch kauft. Für die zusätzliche Einnahme müssen sich Autoren im sogenannten Autorenprogramm der Autorenwelt registrieren. Das ist kostenlos, verpflichtend ist nur, für den Autorenwelt-Shop kräftig die Werbetrommel zu rühren. Nur so kann das Konzept aufgehen.
Die Autorenwelt arbeitet mit dem Buchgroßhändler Libri zusammen, der auch den Versand übernimmt. Mit über drei Millionen Büchern hat Libri fast alle lieferbaren Bücher gelistet, die es derzeit gibt. Kunden des Autorenwelt-Shops können alle Bücher aus der Libri-Liste beziehen und über den Autorenwelt-Shop bestellen. Der Versand erfolgt innerhalb von ein bis zwei Tagen versandkostenfrei. Auch andere (Online-)Buchhändler ordern ihre Bücher über den Großhandel. Doch der Autorenwelt-Shop ist der einzige, der die Worturheber an den Verkaufserlösen beteiligt.

Es ist also kein Muss, dass Schriftsteller oft arm sind. “Wie cool wäre es, wenn wir es schaffen würden, das ein bisschen zu ändern”, begeistert sich Wilhelm (“Will”) Uschtrin, zuständig für die Programmierung. Der 30-jährige Münchner verbringt jede freie Minute damit, am Autorenwelt-Shop zu schrauben. Wie alle anderen im Team hat auch er nebenher einen “Brotjob”, mit dem er seinen Lebensunterhalt finanziert. “Was ich da verdiene, fließt zurzeit in die Autorenwelt”, erklärt er. “Profitmaximierung steht nicht auf unserer Agenda. Das verschafft uns als unabhängigem Team hinter der Autorenwelt den nötigen Gestaltungsspielraum im Interesse der Autoren. Gleichzeitig versuchen wir, die Kosten so gering wie möglich zu halten, indem wir konsequent auf schlanke Methoden und Prozesse setzen und technologisch alles nutzen, was das Internet hergibt.”

Angelika Fuchs, die anmeldewillige Autoren per Live-Chat durch das Autorenprogramm lotst, ergänzt: “Mit durchschnittlich zehn Bestellungen pro Tag stehen wir momentan noch ganz am Anfang. Aber auch große Online-Riesen haben irgendwann mal klein angefangen.”

Übrigens: Autorenanteile aus dem Verkauf von Büchern, deren Autoren nicht am Autorenprogramm teilnehmen, werden in einem besonderen Account gesammelt. Das Geld soll jährlich an Autorenvereinigungen und literarische Institutionen fließen und für Projekte zum Nutzen von Autorinnen und Autoren verwendet werden.
Wer also Gutes tun und seine Lieblingsautoren und das junge Start-up unterstützen möchte, sollte vor Weihnachten einfach mal im Autorenwelt-Shop vorbeischauen und das eine oder andere Buch dort ordern: https://shop.autorenwelt.de/
Vielleicht werden arme Poeten dann ja wirklich eines Tages reicher.

Die Autorenwelt GmbH wurde 2015 mit Sitz in Inning am Ammersee gegründet. Gegenstand des Unternehmens ist die technologische Entwicklung, Umsetzung und der Betrieb der Online-Plattform “Autorenwelt” zur Weitergabe von Fachinformationen, zur Weiterbildung von Autoren, zum Vermitteln von Dienstleistungen rund um das Thema Schreiben, zum Vernetzen der Autoren untereinander und mit den Lesern sowie zum Betrieb einer Online-Buchhandlung. Die Autorenwelt hat derzeit rund 6.000 Mitglieder. Auf der Internetplattform sind auch die beiden Autorenfachzeitschriften “Federwelt” und “der selfpublisher” beheimatet.

Kontakt
Autorenwelt GmbH
Sandra Uschtrin
Leitenberg 8
82266 Inning am Ammersee
08143 3669700
info@autorenwelt.de
https://www.autorenwelt.de

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