Sag mir, wo die Geldautomaten sind!

Sag mir, wo die Geldautomaten sind!

Sag mir, wo die Geldautomaten sind!

Dr. Kersten Trojanus, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Geldautomaten

München, 20. September 2017 – Das Bezahlen mit Scheinen und Münzen mag kaum ein Bundesbürger missen. Doch in manchen Innenstädten, am Stadtrand oder auf dem Land gilt schon jetzt: Bares ist Rares! Höchste Zeit, gegenzusteuern, fordert Dr. Kersten Trojanus, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Geldautomaten.

Der hohe Wettbewerbs- und Kostendruck, das anhaltende Niedrigzinsumfeld: Nach jüngsten Angaben der Deutschen Bundesbank beschleunigt sich die Schließung von Bankfilialen weiter, über 2.000 Zweigstellen haben 2016 dichtgemacht. Das hat empfindliche Folgen für die flächendeckende Bargeldversorgung, denn die Banken betreiben ihre Geldautomaten größtenteils in den eigenen Geschäftsräumen. Closed Shop heißt dann in der Regel auch: Geldautomat futsch!

So ist die Verfügbarkeit von Geldautomaten in manchen Gebieten spürbar gesunken. Und das betrifft keineswegs nur ländliche Räume: Wer im Zentrum oder am Stadtrand von München oder Berlin unterwegs ist, den beschleicht mitunter die Frage: Sag mir, wo die Geldautomaten sind, wo sind sie geblieben? Die zumindest partielle Unterversorgung mit Bargeld treibt schon jetzt in der Provinz seltsame Blüten. So schicken die Sparkassen Geldbusse oder Geldbringdienste übers platte Land. Doch ist das die Freiheit, die die Menschen mit täglicher Verfügbarkeit von Bargeld am Geldautomaten verbinden? Einmal die Woche im Bargeldbus Geld zu tanken oder an der Haustür entgegenzunehmen? Ich denke, nein!

Unabhängige Geldautomatenbetreiber springen in die Bresche, um eine flächendeckende Bargeldversorgung sicherzustellen. Vor allem durch ihre Investitionen konnte der Bestand an Geldautomaten in den vergangenen Jahren stabil gehalten werden. Damit das so bleibt, müssen sich allerdings die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern.

Die weit verbreitete Umsonst-Mentalität verträgt sich nicht mit dem kostenintensiven Geldautomatengeschäft. Ein Umdenken ist erforderlich. Der Werthaftigkeit von Zahlungsdienstleistungen ist Rechnung zu tragen. Steigende Standortmieten, immer aufwendigere Technik, Wartung und Bestückung der Automaten, die Zunahme von Sachbeschädigungen oder Hackerangriffen sowie nicht zuletzt Überregulierungen von Gesetzgeber und Deutscher Kreditwirtschaft führen dazu, dass die Betriebskosten für Geldautomaten nirgends auf der Welt höher sind als bei uns.

Nur mit einem flexiblen, standortadäquaten Entgeltmodell ist das refinanzierbar. Forderungen nach Gebührenobergrenzen oder nach genereller Gebührenfreiheit beim Geldabheben enden in der Sackgasse. Unabhängige Zahlungsdienstleister müssen schließlich von ihrem Kerngeschäft leben. Sie haben nicht die Möglichkeit, Kosten querzufinanzieren, wie das bei den Geldinstituten durch die Erhebung von Kontogebühren gang und gäbe ist. Auch das Bundeskartellamt hat sich nun offiziell gegen eine staatliche Regulierung der Fremdabhebeentgelte ausgesprochen. Denn “[z]u niedrig angesetzte Höchstgrenzen für die Entgelte könnten dazu führen, dass an bestimmten Standorten gar keine Automaten mehr unterhalten würden.” [1]

Das heißt im Klartext: Für die Leistungen der Bargeldbereitstellung muss ein adäquates Entgelt erzielt werden – und zwar für alle am Geldautomat angebotenen Kartenarten. Eine gute Richtschnur hierfür ist das 2011 eingeführte direkte Kundenentgelt bei der deutschen Girocard. Passiert das nicht, könnte es bald überall in Deutschland heißen: Bares ist Rares!

[1] Fallbericht des Bundeskartellamts, “Fremdabhebegebühren bei Geldautomaten – Sachstand”, 15. September 2017: http://www.bundeskartellamt.de/SharedDocs/Meldung/DE/Pressemitteilungen/2017/15_09_2017_Fremdgebuehren_Geldautomaten.html?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter

Über die Arbeitsgemeinschaft Geldautomaten (AG Geldautomaten)
Die AG Geldautomaten vertritt die Interessen der unabhängigen Geldautomatenbetreiber in Deutschland. Zu ihren Mitgliedern zählen Unternehmen, die dort Geldautomaten betreiben, wo Kunden Bargeldbedarf haben, vor allem in den Innenstädten und in ländlichen Regionen. Die 2010 gegründete Arbeitsgemeinschaft ist mit ihrem Know-how und Erfahrungsschatz eine kompetente Ansprechpartnerin rund um das Thema Bargeldversorgung. Im Zentrum stehen die verlässliche flächendeckende Verfügbarkeit von Bargeld, die Infrastruktur von Geldautomaten sowie alle technischen und regulativen Fragestellungen.

Bei Twitter zu finden unter: //twitter.com/AGGeldautomaten

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